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um 1971
Zeichnung
Moderne und Gegenwartskunst
Das Blatt ist mit“O. T.“ signiert: Oswald Tschirtner ist für seine Reduktion auf Umrisslinien und den sparsamen Einsatz von Farbe bekannt. Unverkennbar sind seine schlaksigen Figuren, die in wenigen Linien das für ihn Wesentliche festhalten. Sie werden oft als “Kopffüßler“ bezeichnet. Tschirtner ist wie August Walla oder Johann Hauser ein sogenannter “Gugginger Künstler“. Dabei handelt es sich um Patienten der Heil- und Pflegeanstalt im niederösterreichischen Maria Gugging. In den 1960er-Jahren erkannte der damalige Leiter Leo Navratil ihr künstlerisches Talent und förderte sie. Wie Kinderzeichnungen werden auch die Kunstwerke der psychiatrischen Patienten zur “Art Brut“, also zur “rohen Kunst“, gezählt, weil sie frei von jeder Beeinflussung durch die traditionelle oder zeitgenössische Kunst entstehen. Heute findet sich in Maria Gugging das international renommierte “Art/Brut Center Gugging“, das neben einem Museum und einer Galerie auch das “Haus der Künstler“ umfasst, in dem die Künstler leben und arbeiten.
Die “Betenden Hände“ sind Teil der Otto-Mauer-Sammlung: Im Jahr 1972 schenkte Leo Navratil dem Kunstförderer ein Konvolut von Zeichnungen und Druckgrafiken der Gugginger Künstler. In Mauers Galerie wurden ihre Werke zwei Jahre zuvor erstmals ausgestellt.