Bischofstab
Bischofsstab um 1515  Domschatz St. Stephan Leni Deinhardstein, Lisa Rastl, Dom Museum Wien

um 1515
Material
Silber, vergoldet
Sammlungen
Dom Museum Wien
Inv.Nr.
L/48
Silber
Liturgisches Gerät
Mittelalterliche Kunst
Derzeit ausgestellt
Foto
Leni Deinhardstein, Lisa Rastl, Dom Museum Wien
Das Amtszeichen des Bischofs
Typische Zierelemente der Spätgotik schmücken diese Pastorale: architektonische Elemente und die Madonna zieren den Hirtenstab des Bischofs.
Der Bischofsstab aus dem Stephansdom hat einen schlicht verzierten silbernen Schaft, der unterhalb eines kordelartig gewundenen Ringes zerlegbar ist. Auf ihn folgt ein reich gestalteter Knauf: Wie in der Spätgotik üblich, gibt er Architekturelemente der Zeit in Kleinformat wieder. Der Knauf stellt sich als sechsseitiges "Kapellengehäuse" dar, dessen Seitenflächen völlig in gotischem Fenstermaßwerk aufgelöst sind. Der dadurch entstehende Licht-Schatten-Kontrast bringt die filigranen geometrischen Muster besonders gut zur Geltung. Die oberen Abschlüsse bestehen aus flachen Rundbogen – Elemente, die bereits die Renaissance vorwegnehmen. Die Kanten des Zentralbaus' werden durch zarte Pfeiler mit Türmchen betont und sind ebenfalls durchbrochen.
Auf den Knauf folgt oberhalb einer polygonalen Platte die Krümme, wie in der Fachsprache der geschwungene obere Teil des Bischofstabs genannt wird. Über einem senkrecht aufsteigenden Abschnitt bildet sie annähernd eine Kreisform und endet in einem Podest aus einer ausladenden Blüte, das eine Strahlenkranzmadonna als Halbfigur mit Zepter und Krone trägt. Auf dem Arm hält sie das unbekleidete Jesuskind. Hervorzuheben ist vor allem der üppige Blattdekor am äußeren Rand der Krümme: Schmale, lange Blätter plustern sich hier kugelförmig auf und winden sich gleich flink dahinkriechenden Raupen.
Der Bischofsstab ist ein Sinnbild für das Hirtenamt des Bischofs und eines seiner Amtszeichen.