Erlacher Madonna
Erlacher Madonna um 1320-1330  Diözesane Sammlung Leni Deinhardstein, Lisa Rastl, Dom Museum Wien

um 1320-1330
Material
Lindenholz, polychromiert
Sammlungen
Dom Museum Wien
Inv.Nr.
I/3
Holz
Skulptur
Mittelalterliche Kunst
Derzeit ausgestellt
Foto
Leni Deinhardstein, Lisa Rastl, Dom Museum Wien
Eine einzigartige Madonna mit Kind
Die Erlacher Madonna ist mit ihrem lieblichen Gesicht und dem voluminösen Gewand ein schönes Zeugnis mittelalterlicher Bildhauerei.
Die farbig gefasste Muttergottes mit dem Jesuskind ist ein schönes Beispiel mittelalterlicher Bildhauerei. Beide Figuren sind lächelnd dargestellt. Die fein ausgearbeiteten Gesichter mit den roten Bäckchen wirken mild und lieblich. Die gesenkten Häupter und die Blicke nach unten sprechen dafür, dass die Skulptur einst erhöht aufgestellt war. Das Gewand bildet neben Schüsselfalten auch röhrenförmige Falten, die den unteren Teil der Skulptur im Vergleich zum zarten Oberkörper voluminös erscheinen lassen. Dieser ausladende Faltenwurf erzielt eine lebhafte Licht- und Schattenwirkung.
Sowohl Maria als auch dem Jesuskind fehlt ein Unterarm – vielleicht hielt die Muttergottes ursprünglich einen Apfel in der Hand. Die nach rechts ausschwingende Häfte verleiht der Figur einen leichten, für gotische Madonnen typischen S-Schwung. Solche monumentalen Madonnendarstellungen entwickelten sich aus dem Bildtypus der Trumeaufigur, die den Mittelpfeiler von Portalen gotischer französischer Kathedralen schmückte und die Gläubigen vor Betreten des Gebäudes begrüßte.
Die Erlacher Madonna ist nicht in ihrer originalen Fassung erhalten: Sie wurde noch im 14. Jahrhundert erstmals übermalt, im Zuge einer Restaurierung im 17. Jahrhundert dann ein weiteres Mal. Die Skulptur befand sich in der Ulrichskirche in Bad Erlach bei Pitten in Niederösterreich, bis sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vom Dom- und Diözesanmuseum (heute Dom Museum Wien) angekauft wurde. Aus dem österreichischen Kulturraum liegt uns kein direktes Vergleichsbeispiel vor. Der ursprüngliche Aufstellungsort und der Auftraggeber sind bis heute im Dunkeln geblieben.