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2008
Gemälde
Moderne und Gegenwartskunst
Die Bildbühne ist zum Betrachter gekippt. Von einem erhöhten Standpunkt aus gleitet der Blick über die in Kreide gemalten Andachtsbilder, die Fiat-Autostaffel entlang bis zu den Souvenirbuden am oberen Bildrand. Nicht zufällig hat der Straßenmaler, der "madonnaro", eine berühmte Verkündigungsszene (ein Gemälde Orazio Gentileschis in Turin) kopiert. Denn der Legende nach befindet sich das Haus, in dem der Verkündigungsengel der Jungfrau Maria erschien, in Loreto. Als das Heilige Land unter muslimische Herrschaft kam, hätten es Engel zunächst nach Kroatien und schließlich übers Meer bis nach Italien getragen. Der Schriftsteller Gabriele d'Annunzio setzte sich dafür ein, die Madonna von Loreto zur Schutzpatronin der Flieger und Raumfahrer zu erklären.
Kurze Statements in Schreibschrift, welche die englischen Verben "to trust" und "to believe in" deklinieren, sind über die Bildfläche verstreut. Welche Glaubensinhalte führen die einzelnen Bildprotagonisten nach Loreto? Im Bildzentrum findet sich der Schriftzug "I trust in painting". Spielt die Künstlerin hier auf ihre persönliche Überzeugung von der gesellschaftlichen Wirkkraft ihrer Malerei an?
Wie Feldforscher suchen Johanna Kandl und ihr Mann Helmut Kandl immer wieder Wallfahrtsorte in ganz Europa auf. Hier begegnen einander unterschiedliche Menschen mit den verschiedensten Erwartungen an die Kraft von Orten und Bildern. Für die Gläubigen haftet die kultische Wirkkraft dieser Andachtsobjekte auch an jeder Form von Souvenirnachbildung.