Evangeliar
Karolingisches Evangeliar Spätes 9. Jahrhundert  Diözesane Sammlung Leni Deinhardstein, Lisa Rastl, Dom Museum Wien

Spätes 9. Jahrhundert
Material
Pergament; Buchdeckel: Holz mit Ledereinband und emaillierten Beschlägen
Sammlungen
Dom Museum Wien
Inv.Nr.
L/2
Pergament
Buch
Mittelalterliche Kunst
Derzeit ausgestellt
Foto
Leni Deinhardstein, Lisa Rastl, Dom Museum Wien
Karolingisches Evangeliar mit Evangelistenbildern
Diese Sammlung der vier Evangelien beindruckt durch seine Malereien, die in strahlenden Farben die Vielfalt der kulturellen Einflüsse der karolingischen Epoche bezeugen.
Dieses über tausend Jahre alte Buch beeindruckt durch seine immer noch strahlenden Farben und die spannende Mischung an kulturellen und stilistischen Einflüssen, die in den Malereien erkennbar sind. Ein Evangeliar wird bei feierlichen Gottesdiensten zur Lesung des Evangeliums verwendet. Die prächtige formale Gestaltung wurde als ein Auszeichnungsmittel für die Heiligkeit des Buches verstanden.
Das Schreiben beziehungsweise Abschreiben der Evangelien wurde als eine dermaßen wertvolle Arbeit angesehen, dass ihre Verfasser, die Evangelisten, hier als Schreiber dargestellt wurden (Markus fehlt). Sie erhielten sogar die Würdezeichen eines weltlichen Herrschers: Thron und Fußschemel.
Am Rahmen finden sich die seit der Antike üblichen (Akanthus-)Blätter, andererseits an normannische Kunst erinnernde Flechtbänder. Solches Flechtwerk sowie die Drachenmotive und die großen, sich verselbständigenden Anfangsbuchstaben der Textseiten brachten irische Mönche bei ihren Missionsreisen mit. Die karolingische Kunst, allen voran die Hofschule Karls des Großen, entwickelte aus der Verbindung der antiken und nordischen (insularen) Elemente etwas völlig Eigenständiges, wie sich an diesem außergewöhnlichen Evangeliar ablesen lässt.