Flügelaltar
Ober-Sankt-Veiter Altar 1504 od. 05-1507 Hans Schäufelein (* 1482 od. 83 wahrscheinlich Nürnberg; † 1539 od. 40 Nördlingen) Diözesane Sammlung Leni Deinhardstein, Lisa Rastl, Dom Museum Wien
Hans Schäufelein (* 1482 od. 83 wahrscheinlich Nürnberg; † 1539 od. 40 Nördlingen)
1504 od. 05-1507
Material
Tempera auf Holz
Sammlungen
Dom Museum Wien
Inv.Nr.
L/58
Tempera
Tafelbild
Renaissance
Derzeit ausgestellt
Foto
Leni Deinhardstein, Lisa Rastl, Dom Museum Wien
Flügelaltar aus Ober Sankt-Veit
Der vielfigurige Ober-St.-Veiter Altar hat eine bewegte Geschichte hinter sich, in Zuge derer er Albrecht Dürer zugeschrieben und im 19. Jahrhundert zersägt wurde.
In geöffnetem Zustand (Festtagsseite) zeigt das Altarretabel drei Darstellungen aus der Passion Christi. Am linken Flügel ist der Auszug zur Kreuzigung aus einem Stadttor Jerusalems zu sehen: Simon unterstützt Jesus mit dem Kreuz, vor ihnen kniet die heilige Veronika mit dem Schweißtuch. Auf der Mitteltafel ist der Kalvarienberg, die Hinrichtungsstätte Christi, abgebildet. Es handelt sich um eine vielfigurige Darstellung, deren inhaltlichen Mittelpunkt Jesus am Kreuz am oberen Bildrand bildet. Andere Szenen sind beispielsweise die Mariengruppe links oder die um Christi Mantel würfelnden Männer im Bildvordergrund. Am rechten Flügel ist die Begegnung Maria Magdalenas mit dem auferstandenen Christus dargestellt – das "Noli me tangere". Der geschlossene Zustand (Werktagsseite) des Altars zeigt auf dunklem Grund die beiden Pestheiligen Sebastian (links) und Rochus (rechts) in Lebensgröße. Dass man die Innen- und Außenseiten der Flügel heute gleichzeitig betrachten kann, liegt an einer Spaltung der Bretter im 19. Jahrhundert.
Das Werk, das Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen, Anfang des 16. Jahrhunderts in Auftrag gab, wurde von Hans Schäufelein ausgeführt – allerdings nicht allein: Er griff auf Vorlagen zurück, deren Urheber nicht geklärt ist. Lange war man überzeugt, sie stammten von Albrecht Dürer, der das Retabel plante und von Schäufelein umsetzen ließ. Mittlerweile gibt es jedoch auch Stimmen, die für Hans Baldung als Vorzeichner sprechen. Ebenso ungewiss ist der ursprüngliche Aufstellungsort des Triptychons: Die Vermutung liegt nahe, dass es für eine Nürnberger Kirche gefertigt wurde, wobei vieles für die nicht mehr existierende Sebastianskapelle spricht. Sicher ist hingegen, dass sein Name aus den 1860er-Jahren rührt, als es in das Schloss Ober-St.-Veit gebracht wurde, wo es etwa 70 Jahre bis zur Übergabe an das Wiener Dom- und Diözesanmuseum (heute Dom Museum Wien) hing.