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1588
Reliquie
Renaissance
Das Besondere an der Arbeit ist, dass es sich nicht bloß um ein Reliquiar handelt, sondern auch um eine Aufstellung von Heiligen, die das Haus Habsburg für sich beanspruchte: Der Schrein ist Mittelpunkt einer Dattelpalme, deren Stamm aus einem wild bewegten Gewässer mit Krokodilen ragt – die neu entdeckte exotische Natur wird in der Renaissance gerne dargestellt. Auf den Palmwedeln finden sich zahlreiche Figuren von Heiligen, die als "Früchte" des Stammbaums der Familie verstanden werden sollen, wie etwa Koloman oder Wenzel – jeweils mit Wappen und Namen versehen. Auf der Mittelachse präsentieren sich mit dem Stifterpaar die einzigen zwei Nichtheiligen. Darüber steht an prominenter Stelle die Figur des heiligen Leopold, obwohl dieser ein Babenberger war. Da sich die Habsburger jedoch als deren legitime Nachfolger verstanden, propagierten sie Leopold als zu ihrer Familie gehörig.
Die Zusammenstellung von Heiligen entsprach dem Bedürfnis der Habsburger, ihre Vorrangstellung unter den Adelshäusern zu dokumentieren, denn je zahlreicher die Heiligen in der Familie, desto edler das Geschlecht. Das Reliquiar diente in Verbindung mit dem Stammbaum der Legitimation der Habsburger und hat daher eine enorme politische Dimension.