Syrische Flasche
Syrische Glasflasche in Pilgerflaschenform um 1280  Domschatz St. Stephan Leni Deinhardstein, Lisa Rastl, Dom Museum Wien

um 1280
Material
Glas, vergoldet, emailliert
Sammlungen
Dom Museum Wien
Inv.Nr.
L/5
Glas
Gefäß
Mittelalterliche Kunst
Derzeit ausgestellt
Foto
Leni Deinhardstein, Lisa Rastl, Dom Museum Wien
Syrische Glasflasche mit Vergoldungen und buntem Email
Diese Flasche ist Zeugnis der hohen Glaskunst des vorderen Orients und zeigt unter anderem seltene Darstellungen höfischer Szenen.
Dies ist eine von zwei Flaschen in der Sammlung des Museums. Beide Gefäße zeigen die Glaskunst des Vorderen Orients auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung: Um 1300 in Syrien entstanden, bestechen sie durch Vergoldung, Verzierungen mit buntem Email und Schrift in Form arabischer Kalligrafie. Gemeinsam haben sie die Wiederholung eines einzelnen Wortes auf Schriftbändern ("Sultan" einerseits, "Gelehrter" andererseits) und das blaue kleeblattförmige Muster. Insgesamt betrachtet unterscheiden sich die Gefäße jedoch deutlich in Form und Dekor.
Obgleich sich das islamische Bilderverbot vor allem auf sakrale Kunst bezieht, sind Figurendarstellungen auch im profanen Bereich selten. Deswegen ist es besonders bemerkenswert, dass hier auch Personen bei typisch höfischem Zeitvertreib dargestellt sind. In den Medaillons an den Breitseiten finden sich jeweils vier Figuren um einen Baum an einem Gewässer: Auf der einen Darstellung spielen sie Laute, Flöte und Tamburin, auf der anderen musizieren nur zwei Personen, während die anderen zuhören und trinken. An den Schmalseiten ist jeweils ein reitender Falkner auf einem weißen beziehungsweise roten Pferd zu sehen. Am oberen Rand des Halses findet sich die Darstellung einer Reihe von Männern, die wahrscheinlich beten. Dieses Gefäß hat die flache Form einer Pilgerflasche, die durch die Henkel am Gürtel befestigt werden konnte. Das kostbare Material und die Größe legen jedoch nahe, dass es (wie die andere Flasche) als Prunkgefäß für den Sultan gedacht war und wahrscheinlich als Krug genutzt wurde.
Wie die Objekte nach Österreich gelangten, ist unklar. Gesichert ist, dass sie Herzog Rudolf IV. gehörten, bis er sie Mitte des 14. Jahrhunderts St. Stephan stiftete. Beide enthielten Erde, die mit dem Blut der unschuldigen Kinder in Berührung gekommen und von einem Pilger in Bethlehem in die Flaschen gefüllt worden sein soll.