Gebäude

HISTORIE

 

Am 10. Oktober 1940 erging ein Führer-Sofortprogramm zum Bau von Luftschutzbunkern im Deutschen Reich. Vierzig Hochbunker, die sogenannten LS-Sonderbauwerke Nr. 1 bis Nr. 40, und acht Tiefbunker wurden vom Stadtbauamt München errichtet. Der „LS-Sonderbau Nr. 5“ in der Ungererstraße wurde 1943 fertiggestellt. Mit zwei Meter dicken Außenwänden und einer ebenfalls zwei Meter starken Dachplatte bot der siebengeschossige Massivbetonbau zunächst 657 Personen und nach einer Modernisierung 702 Personen Schutz. Die Renaissance-Elemente der Fassade, wie die umlaufende Bank und Bossenquaderung der Ecken, gehörten zur Konzeption der Umgestaltung Münchens zur nationalsozialistischen Gauhauptstadt, der „Hauptstadt der Bewegung“. Nach dem Krieg ging der Bunker in den Besitz der Bundesvermögensverwaltung über. 1984/85 erfolgte der Umbau in einen ABC-Bunker. 2010 wurde er als Baudenkmal in die Denkmalliste eingetragen. Im gleichen Jahr kaufte der Münchner Unternehmer Stefan F. Höglmaier den Hochbunker vom Bund, um ihn einer neuen Nutzung zuzuführen.

 

Der Umgang mit einem nationalsozialistischen Bauwerk erfordert von allen Beteiligten besonderes Verantwortungsgefühl. Die Aufgabe besteht darin, die Substanz nicht zu leugnen, sondern ihr mit Ernsthaftigkeit zu begegnen. Geschichte wird thematisiert und Freiraum geschaffen, um einen friedlichen und demokratischen Geist in das Gebäude einkehren zu lassen. Die Sanierungs- und Umbauarbeiten wurden durch raumstation Architekten ausgeführt. Bei den Rückbaumaßnahmen wurden circa 2.000 Tonnen Material entfernt. Teile davon liegen heute als Quader vor dem Bunker. Die in die Außenwände eingeschnittenen großen Fenster schaffen eine neue Raumebene „in der Wand“ und zeugen von der Veränderung im Inneren des Gebäudes, ohne dessen geschlossene Figur infrage zu stellen. So wie die Fenster der Gegenwart asymmetrisch in die Fassade eingeschnitten sind, bleiben im Inneren die „Fenster in die Vergangenheit“ durch alte Oberflächen sichtbar. Anders verhalten sich der zurückgesetzte Dachaufbau und der Anbau im Erdgeschoss, deren Modernität in einer Spannung zum Bestand steht.

 

Durch die geschichtsbewusste Transformation und Umnutzung wird der Hochbunker an der Ungererstraße statt zum ausschließlichen Mahnmal wieder Teil unserer Gegenwart und Zukunft. Heute bildet das denkmalgeschützte Gebäude, direkt im Anschluss an den parkähnlichen Nordfriedhof, eine städtebauliche Dominante.