The Museum of Broadcasting and Loneliness
Declan Clarke
Filmclip Saturn and Beyond
The Museum of Broadcasting and Loneliness des irischen Künstlers Declan Clarke ist eine Installation mit einem neu produzierten Film. Die Ausstellung befasst sich mit der Geschichte der elektronischen Kommunikation, ihrer Entwicklung im letzten Jahrhundert, und damit, wie sich dieses Erbe heute in einem unsicheren, sich verändernden Europa manifestiert. Da Europäer weiterhin die Nation innerhalb der Grenzen des Globalismus definieren, sind Betrachtungen von Vergangenheit und Gegenwart wichtiger denn je. Dieses Projekt betrachtet die sich entwickelnde Beziehung zwischen Mensch und Technologie, eine Beziehung, die durch die Grenzen der Kommunikation und des Verständnisses sowohl verstärkt als auch gestört wird. Das Museum enthält sowohl historische Artefakte als auch persönliche Gegenstände und präsentiert eine komplexe, vielschichtige Geschichte von Übergang und Übertragung.
Die Installation im Salzburger Kunstverein ist eine Neuinszenierung einer Reihe von Gegenständen des ehemaligen „Museum of Broadcasting“, das 1981 in Dublin, Irland eröffnet wurde. Das ursprüngliche Museum wurde Anfang der frühen 1990er Jahre geschlossen, woraufhin 1997 ein stark reduzierter und umgestalteter Teil des Museums in das Women’s Gaol Heritage Centre in Cork umzog. Der Rest des Museums war seitdem eingelagert. Die Gegenstände hier in der Ausstellung werden so gezeigt, wie sie aufgefunden wurden, mit dem Verfall und Staub eines Rundfunkmuseums, das nicht mehr auf Sendung ist.
Elemente und Artefakte der Ausstellung stellen eine Permutation der ursprünglichen Vorhaben des Museums dar und schaffen einen dritten Raum, der die allgemeinere Geschichte des Rundfunks mit in den Blick nimmt, die hier eine Metapher für den internationalen und intergenerationalen Dialog ist. Dabei werden Veränderungen dieser Dialoge in Irland, Europa, der Welt und jenseits irdischer Übertragungen reflektiert.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht der neue Film Saturn and Beyond, der im Salzburger Kunstverein uraufgeführt wird. Der 2020 produzierte Film ist eine einstündige Reflexion über die Entwicklung der transatlantischen Kommunikation, die schließlich diese Netzwerke mit neuronalen Netzwerken und dem Thema Demenz verbindet. Der Film zeigt die Entdeckung des Zusammenhangs zwischen Blitzen und Elektrizität und wie sich diese Erkenntnis zunächst zu elektrischer Kommunikation entwickelte und sich dann auf transkontinentale Kommunikation und schließlich zum Rundfunk weiterentwickelte.
Saturn and Beyond beschreibt ebenso, wie die Entwicklung der Telekommunikation und der Luftfahrt letztendlich zur Erforschung des Sonnensystems führte und zum Wunsch der Menschheit, Signale an die entferntesten Orte des Universums zu senden. Insbesondere betrachtet der Film unsere Beziehung zum Planeten Saturn, dem am weitesten entfernten Planeten in unserem Sonnensystem, der für das menschliche Auge noch sichtbar ist.
Der größte Teil unseres Wissens über Saturn wurde von der Cassini-Huygens-Raumsonde übermittelt, die die NASA 1997 in Betrieb nahm. Dies ermöglichte die erste umfassende Untersuchung des Planeten, seiner spektakulären Ringe und 62 bekannten Monde. Die Cassini-Mission war eine Zusammenarbeit zwischen der NASA und der europäischen Weltraumbehörde und stellt bis heute die weitreichendste und eingehendste Forschungs- und Entdeckungsreise der Menschheit in das Universum dar. So außerordentlich und aufschlussreich ihre Arbeit auch war, so hat die Cassini-Datensammlung doch auch klar gezeigt, wie wenig wir tatsächlich vom Universum wissen und verstehen.
Schließlich betrachtet der Film den Verfall des menschlichen Gehirns und das exponentielle Wachstum von Alzheimer und Demenz in jüngerer Zeit. Mit der längeren Lebenserwartung nehmen auch die Fälle von Alzheimer und Demenz zu, ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation aus dem Jahre 2019 spricht von zehn Millionen neuen Demenzerkrankungen pro Jahr. Die Sterberaten im Zusammenhang mit Demenz haben sich zwischen 2000 und 2016 mehr als verdoppelt, und es wird erwartet, dass Demenz in den kommenden zehn Jahren Krebs als Hauptursache für gesundheitsbedingte Todesfälle überholen wird. Die Krankheit ist in Westeuropa und Nordamerika am häufigsten verbreitet – ironischerweise den zwei Kontinenten, die als erste durch telegrafische Kommunikation verbunden wurden.
In einem späteren Stadium der Alzheimer’schen Krankheit kann der Erkrankte seine Gedanken und Bedürfnisse nicht mehr kommunizieren. Daraus entsteht eine seltsame Unsicherheit. Weder medizinische Experten noch enge Familienangehörige wissen, was das erkrankte Individuum versteht noch was es versucht zu artikulieren.
Saturn and Beyond wurde auf 35mm und 16mm-Film gedreht, umfasst aber auch Videomaterial, Diapositiv-Film und analoge Fotografie. Damit dokumentieren auch seine Grundmaterialien die Entwicklung und wiederkehrende Obsoleszenz neuer Bildtechnologien – jede neue Phase der Rundfunktechnologie macht auch die Geschichte der wiederkehrenden Obsoleszenz deutlich.
The Museum of Broadcasting and Loneliness reflektiert den Verfall unserer neurologischen Funktionen während wir versuchen immer schnellere und umfassendere technologische Kommunikationsmittel zu entwickeln. In der Ausstellung wird der Verfall des menschlichen Gehirns mit den Grenzen des menschlichen Wissens über den Kosmos verknüpft. Essenziell geht es um die Bedeutung des Sendens eines Signals und die Bedeutung des Empfangens dieses Signals. Melancholisch, ekstatisch und reflektierend präsentiert The Museum of Broadcasting and Loneliness eine persönliche Geschichte, die mit einer globalen Geschichte verwoben ist. Es greift gleichzeitig in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und erschafft damit ein Gefühl für einen Kontinent und ein Volk, die sich neu justieren.
Mit freundlicher Unterstützung von Culture Ireland, The Arts Council, Ireland und der Irischen Botschaft, Wien.